Als Fun-Punk-Band gegründet starteten Die Goldenen Zitronen im Jahr 1984 durch. Mit der Zeit experimentierten sie aber neben Fun-Punk auch mit anderen Musikrichtungen. Zudem wechselte immer mal wieder die Besetzung. So kamen auch Einflüsse aus den Bereichen Elektronik, Hip-Hop, New Wave und dergleichen dazu. Textlich kommen neben Spaß-Inhalten auch immer wieder politische und gesellschaftliche Themen auf. Im Folgenden finden Sie alles Wissenswerte zu Die Goldenen Zitronen: Geschichte, Bandmitglieder, Diskografie und vieles mehr. Eine Sammlung an Informationen für alle Fans und die, die es noch werden wollen!
Die Anfänge von „Die Goldenen Zitronen“
Die Band „Die Goldenen Zitronen“ wurde 1984 von Schorsch Kamerun (Gesang), Ted Gaier (Bass, Gitarre), Aldo Moro (Gitarre, Bass) und Ale Sexfeind (Schlagzeug) gegründet. Die beiden erstgenannten sind bis heute mit dabei. Ale verließ die Band 1990 und Aldo ging 1994. Aber fangen wir ganz von vorn an. Bleiben wir erst einmal im Jahr 1984, denn da fanden sich die Gründungsmitglieder im Sommer zusammen. Schorsch Kamerun und Aldo Moro kamen aus Richtung der Ostsee nach Hamburg. Ted Geier zog von Süddeutschland nach Hamburg. Ale Sexfeind kam noch dazu und brachte nicht nur den Takt, sondern auch einen Bruch im Modebruch in die Band.
Denn diese hielt sich ab besagtem Jahr vor allem in der Buttstraße auf. Ganz in der Nähe befand sich einer der wohl ersten Punk-Läden der BRD, der Krawall 2000. Auch nicht weit waren die besetzten Häuser der Hafenstraße. Dort flossen neben hartem, politischem Punkt mit Nietenjacke und Irokesen-Haarschnitt sowie dem Fun-Punk mit Schlafanzügen, Schlaghosen und Fransenjacken auch weitere Musikrichtungen in die Findungsphase der Band ein. Es war die Zeit von Hard-Core, Straight-Edge und Demos mit vermummten Teilnehmern. Aber auch von Psycho-Billy, dem Psychodelic-Revival und Synthie-Pop. Die Zeit nach New-Wave, die viel Neues auf Schallplatten und Kassetten brachte.
Aber der Beginn des Erfolgs von Die Goldenen Zitronen lag anfangs weitab von Tonträgern. Sie spielten eineinhalb Jahre mehrmals monatlich live, um sich einen Namen machen zu können. Sie spielten auf der Hafenstraße für die Leute in den besetzten Gebäuden, aber auch auf Schulfesten, in autonomen Jugendzentren. Neben einigen Auftritten in Hamburg sowie damit verbundenen Besuchen in der Spielbank auf der Hamburger Reeperbahn wurden sie zudem auch für private Partys gebucht – sogar über Hamburg hinaus in die eher ländlichen Gebiete von Deutschlands Norden ging es für sie. Die erste EP der Band, die den Namen „Doris ist in der Gang“ trägt, wurde gegen Ende 1985 möglich. Das Folgejahr verbrachte die Band auf Tour, unter anderem als Vorband von Die Toten Hosen. Das beflügelte ihren Erfolg zunehmend.
Skandale, Alben und der holprige Erfolg der Band
Durch die nun größere Bekanntheit und das eingenommene Geld wurden in den Folgejahren weitere Veröffentlichungen möglich. So kam beispielsweise die Single „Am Tag als Thomas Anders starb“ auf den Markt. Diese machte die Band zu einer „Skandalband“, denn unter anderem die BILD am Sonntag und die BRAVO berichteten in erschrockenem und entsetztem Ton über das Kunstwerk. Im Sommer 1987 folgte dann das erste richtige Studioalbum mit dem Namen „Porsche, Genscher, Hallo HSV“. Schon Anfang 1988 kam die nächste Veröffentlichung: die Mini-LP „Das ist Rock – Live in Japan“, die ein gefaktes Live-Konzert enthält. Noch im gleichen Jahr entstand das Album „Kampfstern Mallorca dockt an“.
Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre war der Fun-Punk in Deutschland extrem beliebt. Durch den Mauerfall in 1989 und die Einung von Ost- und West-Deutschland in 1990 wurde zudem mit Ostdeutschland ein neuer Markt erschlossen. Für Die Goldenen Zitronen war überdies von Vorteil, dass sich die ebenfalls den Fun-Punk prägende Band „Die Ärzte“ damals getrennt hatte. Zwar gibt es diese Band mittlerweile wieder, damals hinterließ sie aber bei Fans, den Medien und nicht zuletzt bei Studios ein Loch, das viele mit Die Goldenen Zitronen zu füllen versuchten. Die Band verweigerte sich aber den großen Plattenfirmen und auch der BRAVO. Ein Label-Wechsel und eine Umbesetzung später geht es weiter – 1990 mit dem Album „Fuck You“.
Mit dem Hinzukommen neuer Bandmitglieder, mit dem Wechsel der Aufnahmebedingungen hin zum Indie-Verhalten und weg von markttypischen Strukturen sowie mit den Problemen, die sich aus der Wendezeit ergeben, entstehen neue Ideen bei Die Goldenen Zitronen. Das Album „Punkrock“ entsteht und bringt nicht mehr allzu viel vom gewohnten Fun-Punk auf die Ohren. Vielmehr gibt es ausdifferenzierten Punkrock, dessen Texte politisch schwere Inhalte transportiert. Es gibt klare Statements und ein ernsteres Auftreten. Das Ganze zeigt eine gute Entwicklung in der Band, wird aber bei der Tour 1991 von den Fans nicht gut aufgenommen. Neonazis in der ehemaligen DDR sowie Probleme mit dem Tourbus runden das Tour-Fiasko ab.
Politik, neuer Genre-Mix und weitere Entwicklungen
Gerade weil sie selber mit den Neonazis im Osten konfrontiert waren, verarbeiteten Die Goldenen Zitronen die sich im sächsischen Hoyerswerda ereigneten Pogrome an Asylbewerbern mit der Maxi-Single „80 Millionen Hooligans / Die Bürger von Hoyerswerda“, die in Zusammenarbeit mit den Hip-Hop-Künstlern Easy Business und Eric Iqgray entstanden ist. Da sich ihr Label weigerte, die Platte zu veröffentlichen, wurde sie auf den August 1992 verschoben. Bei der Pressekonferenz zum Release bestritten die anwesenden Journalisten noch die Wichtigkeit einer solchen Platte; doch am gleichen Tag fanden die rassistischen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen statt. Nicht zuletzt durch diese vielen Vorfälle kam es in 1994 zum Album „Das bisschen Todschlag“.
Dieses Album war ein Weg heraus aus den klar definierbaren Genres des Musikmarktes. Einige Rezensionen der damaligen Zeit sprachen von einem neudefinierten Punk. Einflüsse von Hip-Hip sind genauso merklich wie scheppernde Sounds von 1960er Rock. Dass dieser Mix – der wieder einmal mit Umbesetzungen in der Band einhergeht – funktioniert, das zeigt sich auf den Touren in 1994 und 1995. Die Goldenen Zitronen schafften zur Mitte der 1990er zudem den Sprung über den Atlantik. Als ihr damaliges Album 1996 auch in den USA erschien, spielten sie ein paar Konzerte in den Staaten. Unter anderem in New York und Chicago spielten sie Live-Konzerte. Ob der nächste Albenname vom Flug in die USA bzw. zurück inspiriert wurde, ist nicht klar.
Aber das Album aus dem Jahr 1996 heißt „Economy Class“ und zeigt eine Auflösung von Strukturen innerhalb der Band. Alle lassen ihre Ideen einfließen und viele der Lieder sind einfach im Lauf der Ideenfindung für das Album improvisiert worden. Das Album ist geprägt von einem Höchstmaß an spielerischer Freiheit. Es kommt abermals gut an, in der Presse wieder als Skandal-Material. Es folgen Touren durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die einzelnen Bandmitglieder gehen zudem eigenen Projekten nach. Dennoch entsteht 1998 ein neues Album namens „Deadschool Hamburg (Give me a Vollzeitarbeit)“, das mit der sogenannten „Hamburger Schule“ als Musikklassifizierung abrechnet.
Wechsel zu Buback Tonträger und Entwicklung bis heute
Anfang der 2000er Jahre erfolgte ein erneuter Label-Wechsel. Nachdem die 1980er im Namen von Weser Label standen, waren die ersten Veröffentlichungen in den 90ern von Vielklang vorgenommen wurden. Da diese sich weigerten, „80 Millionen Hooligans / Die Bürger von Hoyerswerda“ zu veröffentlichen, folgte 1992 ein Wechsel zu Sub Up Records. Das 98er Album kam allerdings bei Cooking Vinyl heraus. Das erste Album des neuen Jahrtausends von Die Goldenen Zitronen erschien 2001 bei Buback Tonträger. Das Label wurde von Ted Gaier und Ale Sexfeind gegründet, also von (teils ehemaligen) Mitgliedern der Band. Vielleicht ist das auch der Grund, warum alle Alben seither (bis auf eines) bei diesem Label herauskamen.
Mit dem Album „Schafott zum Fahrstuhl“ (eine Umstellung des Film-Titels „Fahrstuhl zum Schafott“) wurden die bisherigen Einflüsse und Veröffentlichungen von Die Goldenen Zitronen zusammengefasst. Improvisation, Punkrock, Techno und Jazz wurden gebündelt, um LP und CD möglich zu machen. Um das bisherige Werk weiter zu zelebrieren, erschien darauf folgend das erste Best-of-Album mit dem Titel „Aussage gegen Aussage“. Es wurde zudem ein paar Jahre ruhig um die Band. Erst fünf Jahre nach dem letzten Album, nämlich in 2006, erschien ein neues Album: „Lenin“. Danach wurden die Veröffentlichungen wieder häufiger: „Die Entstehung der Nacht“ (2009), „Who´s Bad“ (2013), „Flogging a Dead Frog“ (2015) und „More Than a Feeling“ (2019).
Damit gestaltet sich die Diskografie von Die Goldenen Zitronen wie folgt:
- 1986: Doris ist in der Gang (EP), Am Tag als Thomas Anders starb (Single)
- 1987: Porsche, Genscher, Hallo HSV (LP)
- 1988: Das ist Rock – Live in Japan (Maxi LP), Kampfstern Mallorca dockt an (LP und CD), Walzer nix gut (Single), Porsche, Genscher, Hallo HSV (CD)
- 1990: Fuck You (LP und CD), Alles was ich will (Nur die Regierung stürzen) (Single)
- 1991: Punkrock (LP und CD)
- 1992: 80 Millionen Hooligans (Maxi Single und Single CD)
- 1994: Das bisschen Todschlag (LP und CD)
- 1996: Economy Class (LP und CD)
- 1998: Deadschool Hamburg (LP und CD), Weil wir einverstanden sind (Maxi Single mit Remix-Songs)
- 2001: Schafott zum Fahrstuhl (LP und CD)
- 2002: Aussage gegen Aussage (CD)
- 2006: Lenin (LP und CD)
- 2008: Die Goldenen Zitronen Material (DVD)
- 2009: Die Entstehung der Nacht (LP und CD)
- 2013: Who´s Bad (LP und CD)
- 2015: Flogging a Dead Frog (LP und CD)
- 2019: More Than a Feeling (LP und CD)
Die Goldenen Zitronen – Dokumentation „Übriggebliebene ausgereifte Haltungen“
Im Rahmen der „Material“-DVD erschien auch die Dokumentation „Übriggebliebene ausgereifte Haltungen“. Diese ist nicht nur auf der DVD zu finden, sondern lief damals auch in den Kinos. Auf der DVD befindet sich aber zusätzliches Material, welches intime Einblicke in das Bandleben und in die Leben ihrer Mitglieder ermöglicht. Neben privaten Aufnahmen und für die Doku gedrehte Inhalte zeigt selbige auch Fernsehausschnitte, welche die Informationen zur Entwicklung von Die Goldenen Zitronen untermalen. Die DGZ-Dokumentation „Übriggebliebene ausgereifte Haltungen“ gibt es u. a. auf YouTube zu sehen.
Aktuelle Besetzung von Die Goldenen Zitronen (2021)
Jetzt, also 37 nach der Gründung der Band, sehen Die Goldenen Zitronen natürlich nicht mehr so aus, wie sie es 1984 taten. Neben dem Alterungsprozess bei Schorsch Kamerun und Ted Gaier führte natürlich auch ein Wechsel in der Besetzung dazu. So widmete sich der erste Schlagzeuger, Ale Sexfeind ab 1990 ganz dem Buback-Label und nicht mehr der Bandarbeit. Auch die einflussreichen Musiker Psycho 1, Rodrigo González (jetzt bei „Die Ärzte“) und Hans Platzgumer sind mittlerweile nicht mehr Teil von DGZ. Die aktuelle Besetzung sieht also so aus:
- Schorsch Kamerun (Gründungsmitglied) – Gesang und diverse Instrumente
- Ted Gaier (Gründungsmitglied) – Gitarre, Bass, Synthesizer und mehr
- Enno Palucca (seit 1991) – Schlagzeug und Triangel
- Julius Block (seit 1992) – Bass, Gitarre, Piano, Orgel und mehr
- Mense Reents (seit 2000) – Bass, Clavinet, Trompete, Synthesizer und mehr
- Stephan Rath (seit 2001) – Schlagzeug
Wo findet man neue Informationen von Die Goldenen Zitronen?
Was machen die sechs Musiker? Wann kommt das neue Album? Wo finde ich Musikvideos von DGZ? Diese Fragen beantworten wir natürlich auch noch. Was die Musiker von Die Goldenen Zitronen machen, wo sie Interviews geben, in welchen Podcasts sie zu Gast sind und so weiter, das kann man alles auf der Facebook-Seite von Die Goldenen Zitronen nachlesen. Dort gibt es auch den Link zur Die Goldenen Zitronen Webseite. Wann das neue Album kommt, das steht übrigens noch nicht fest. Im Jahr 2019 wurde ja noch eine Tour gespielt. In 2020 und 2021 wurden Tour-Pläne durch die Coronavirus-Pandemie zunichte gemacht. Ob stattdessen ein Album gemacht wurde, das wird sich zeigen müssen.
Musikvideos von Die Goldenen Zitronen gibt es auf dem YouTube-Kanal von Buback Tonträger. Dort finden Musikinteressierte auch Musikvideos von anderen Künstlerinnen, Künstlern und Bands – zum Beispiel Sookee, Stella Sommer, Die Mausis, JaKönigJa, Kirstof Schreuf und so weiter. Die Videos, unter anderem von Die Goldenen Zitronen, reichen von Uploads von vor 12 Jahren hin zu aktuelleren Veröffentlichungen aus 2019. Wem das Ganze noch nicht ausreicht: Neben Facebook gibt es Neuigkeiten der Band auch auf Instagram. Ein Fokus, neben gemeinsamen Band-Infos, liegt hier klar beim Frontmann Schorsch Kamerun. Dessen laut.de-Interview zur Corona-Krise vom 26. Februar 2021 ist dort verlinkt. Zudem gibt es immer wieder mal aktuelle Fotos.
Zusammenfassung und noch mehr Infos
Zusammenfassend kann man sagen, dass Die Goldenen Zitronen immer ihren Weg gefunden haben. Auch wenn der Weg ins Unbekannte ging oder Neues musikalisch erschlossen werden musste – immer kam eine gehaltvolle Platte dabei heraus. Wer noch nicht genug und schon alles von DGZ gehört hat, kann sich ja mit den Projekten des Frontmanns Schorsch Kamerun auseinandersetzen. Dieser macht mit weiteren Bands sowie solo Musik, macht Theater, schreibt Hörspiele, wirkt an Filmen mit und setzt viele weitere Projekte um. Viel Spaß beim Erkunden!